Du möchtest lieben, sagst du mir –
Ach nur ein einzig Mal
Ersehnst du diese Wonne dir
Mit ihrer Lust und Qual!

Ich soll den Zaubertrank dir leihn,
Wöhnst du mit leichtem Sinn –
Je nun, mein Freund, ich sag nicht nein,
Doch – weisst du, wer ich bin?

Wenn angefacht mit keckem Mut
Ich hab‘ der Sinne Brand,
Dann – wärme ich an ihrer Glut
Nur meine kalte Hand.

Denn ich soll hart und grausam sein,
So hat man mich belehrt;
Doch – mich zu lieben, sei allein
Schon eines Lebens wert!

So sagen sie. Nun kennst du mich,
Ich sagte nicht zu viel.
Willst du an mir versuchen dich?
Mich lockt das kühne Spiel.

Vielleicht werd‘ ich dir dankbar sein,
Versuche unbeirrt!
Es sprühet Funken auch der Stein,
Wenn ihn der Stahl berührt.

Thekla Lingen, 1866 – 1931